Audit: Energie aus Biomüll

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Darum geht es

Projekt, diesmal in Südafrika namens „Promoting Organic Waste-to-Energy and other Low-Carbon Technologies in Small and Medium and Micro-Scale Enterprises“ evaluieren. Das Hauptziel des Projekts bestand darin, einen Markt für die Nutzung organischer Abfälle aus der Landwirtschaft und dem agroindustriellen Sektor zur Energieerzeugung in kleinen, mittleren und Kleinstunternehmen zu entwickeln. Dieses Ziel sollte durch die Verbesserung von Daten und Wissen, den Aufbau von lokalen Kapazitäten und die  Stärkung von politischen und  regulatorischen Rahmenbedingungen und durch Beispielprojekte erreicht werden.

Das Projekt – und ich sehe das als eine wesentliche Aufgabe geförderter Projekte – hat nicht nur erfolgreiche Pilotprojekte zu entwickeln geholfen, sondern auch laufende schwierige Projekte, die aus unterschiedlichen Gründen bisher nicht vom Fleck gekommen sind, unterstützt. Das war zwar nicht immer erfolgreich, hat aber wesentlich dazu beigetragen das notwendige Wissen zu entwickeln.

Da die Nutzung organischer Abfälle zur Energieerzeugung (im Englischen mit ‚OWtE‘ Organic Waste to Energy abgekürzt) in vielen Fällen ein Paradebeispiel für eine gut
funktionierende Kreislaufwirtschaft darstellt, möchte ich hier ein paar Erkenntnisse darstellen. Das gegenständliche-Projekt hat – durch das Lernen aus Erfolgsgeschichten und (noch wichtiger) aus Misserfolgen – eine Vielzahl wertvoller Handlungsempfehlungen und Trainingsmaterialien entwickelt.

Diese werden zukünftige kleine (von der Haushaltgröße) bis mittlere (z.b.: für ein Schlachthaus) Biogasprojekte unterstützen und somit erfolgreich die „…marktbasierte Einführung der integrierten Biogastechnologie in kleinen und mittleren sowie Kleinstunternehmen in Südafrika…“ ermöglichen. Das Projekt konnte zeigen, dass bei Anlagen
dieser Größenordnung zumeist nicht die Erzeugung von Energie im Vordergrund steht.

Die Umwandlung von Abfällen in Energie (entweder Strom oder Wärme) sollte nicht nur als Weg zu ‚grüner Energie‘ wahrgenommen werden, sondern als umweltverträgliches Ressourcenmanagement oder wichtiger Teil einer Kreislaufwirtschaft. Hier ist vor allem der hohe Wert von Gärresten (Kompost, Digestat) zu nennen, die von lokalen Haushalten, Landwirten bis hin zur Bergbau- oder Deponiesanierung genutzt werden können.
OWtE Projekte haben starke soziale Auswirkungen und schaffen nicht nur neue Arbeitsplätze und fördern die Entwicklung von Fähigkeiten, sondern tragen auch zum Erhalt
von Arbeitsplätzen bei, indem sie die Wettbewerbsfähigkeit von Branchen verbessern (z. B. Schlachthöfe, Molkereien).

Der Beginn der Umsetzung eines Biogasprojekts, sollte – wie bei jedem Projekt – eine Klärung des Sinns des Projektes (WARUM?) und des erwartbaren Ergebnisses (Nutzen) erfolgen. Waste-to-Energy-Projekte sind in der Regel Querschnittsprojekte in den Bereichen Abfallwirtschaft (genauer: Ressourcenwirtschaft) und Landwirtschaft.

Diese Ergebnisse (Nutzen) haben sich herauskristallisiert:

  • Haushaltsprojekte im ländlichen Bereich: Ersatz von (ohnehin begrenzt vorhandenem) Brennholz durch Biogas führt zu reduzierter Schadstoffbelastung in der Küche,
    spart den Nutzern Zeit bei der Speisenzubereitung und liefert vor allem wertvollen (Bio)Dünger, der die Eigenversorgung mit Gemüse deutlich verbessert.
  • Schweinemast-Betrieb: Effizientes Güllemanagement führt zur Senkung  der Entsorgungskosten mit Biogasproduktion als erwünschtem Nebenprodukt (Strom und Wärme).
  • Geflügelfarm: Energieautarkie kann erreicht werden, durch eine Mischung aus Biogaserzeugung und Fotovoltaikanlagen für den Eigenverbrauch.
  • Milchwirtschaft und Molkerei: Beginnend mit dem Kostenmanagement, über die Verbesserung der Lebensmittelqualität (bessere Futterqualität durch Verwendung des  eigenen Kompostes zur Futtererzeugung verbessert unmittelbar auch die Milchqualität), bis hin zum Übergang zu einem Kreislaufwirtschaftskonzept. Das Unternehmen liefert seine Produkte derzeit an gut etablierte Handelsketten. In Zukunft soll diese Partnerschaft als Bestandteil der Bemühungen der Handelsketten genutzt werden, um die Ziele für
    nachhaltige Entwicklung (SDGs) dieser Unternehmen zu erreichen.
  • Bio2Watt: Übergang vom Handel mit „grünem Strom“ zur Förderung der Land- wirtschaft durch verantwortungs- volles Ressourcenmanagement, Umwandlung von Abfällen in Biodünger für eine umfassende Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen liefert nicht nur Strom aus erneuerbaren Quellen an ein bekanntes Automobilunternehmen, es bietet auch Lebensmittelhersteller eine ‚nachhaltige Abfallbewirtschaftung‘ an und beliefert benachbarte Landwirte mit hochwertigem Dünger- Diese Beispiele zeigen klar auf, dass
    speziell bei kleine bis mittleren Anlagen, immer alle Ergebnisse (der Gesamtnutzen) der Projekte zu betrachten sind: Zusätzlich zum (monetären/energetischen) Ertrag von
    Biogas, muss auch der weitere Nutzen betrachtet werden.

Impressions

OWtE-Projekte können einen starken positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben

Sie schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten, erleichtern die Entwicklung von Fähigkeiten und sorgen dafür, dass Landwirtschaft und Industrie wettbewerbsfähiger werden,  wodurch bestehende Arbeitsplätze erhalten bleiben. Diese Vorteile werden jedoch bei den derzeitigen Berechnungen der Projektrendite zumeist nicht berechnet.

Diese Faktoren müssen deshalb bei der Evaluierung von Biogasprojekten zusätzlich berücksichtigt werden. Es wäre sehr wichtig und interessant wenn Forschungsinstitute /Universitäten mit Hilfe von Regierungsstellen/Fördergebern an Modellen arbeiten würden, die bei Projekten die Verbesserung der Gesundheit, die Entwicklung von Fertigkeiten und die Unterstützung lokaler Gemeinschaften sowie Aspekte der Ernährungssicherheit berücksichtigen. Wenn diese Faktoren in „monetäre Begriffe“ umgewandelt werden, können Finanzinstitute und potenzielle Investoren dies in Ihre Berechnungen einbeziehen und die Formulierung einer „nachhaltigen“ Politik würde um eben diese Aspekte angereichert. Wenn klar wird, dass jeder investierte Euro x-fach zurückkommt, werden Investitionen leichter möglich und transparenter.

Dieser Beitrag ist Teil des Jahresberichtes 2023 von Austria Recycling. Den Bericht finden Sie hier.

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