Kreislaufwirtschaft im Textilsektor – Potential für österreichische Unternehmen?

 In Nachhaltigkeit

Mit der AWG-Novelle Kreislaufwirtschaftspaket vom 10.12.2021 ist es nun auch gesetzlich verankert: ab dem 1.1.2025 muss auch für Textilien eine getrennte Sammlung in Österreich durchgeführt werden. Und zwar auf eine Art und Weise, die eine Vorbereitung zur Wiederverwendung oder ein qualitativ hochwertiges Recycling ermöglicht (§28b)[1].

Im Durchschnitt kauft eine Person in Europa in einem Jahr 26 kg Textilien. Und sie wirft 11 kg weg. Tendenz steigend. Mit dieser „Fast Fashion“ verursachen wir Europäerinnen und Europäer große Umweltschäden rund um den Globus. Negative Auswirkungen der Textilproduktion sind unter anderem:

  • Einsatz schädlicher Chemikalien
  • hoher Wasserverbrauch (insbesondere für die Baumwollproduktion)
  • große Mengen von Abwässern
  • hoher Energieverbrauch
  • Freisetzung von Treibhausgasen während der Produktion

Für die Herstellung eines T-Shirts werden rund 2.700 Liter Wasser benötigt. Der Anbau von Baumwolle verbraucht 10% der weltweiten Pestizide, 25% der Insektizide und 2,5% des gesamten Wassers der Welt. Für 2015 werden die Treibhausgasemissionen der Textilproduktion auf 1,2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente beziffert. Das ist mehr, als von allen internationalen Flügen und der Seeschifffahrt zusammen erzeugt wurde. Die industrielle Wasserverschmutzung durch Färben und Behandeln von Textilien beträgt 20% des weltweiten Ausmaßes. Ausserdem gelangen jährlich eine halbe Million Tonnen Mikrofasern in die Ozeane. Der Fast-Fashion-Trend verschärft die Umweltschäden[2].

Alttextilien sind Rohstoff – zum Wegwerfen zu schade

Die negativen Auswirkungen auf die Umwelt und das Klima sollen deutlich zu reduziert werden. Darum sieht die EU-Strategie für nachhaltige Textilien unter anderem vor, dass Textilprodukte in Zukunft langlebiger, besser wiederverwendbar, reparierbar und recycelbar werden.

Alle Mitgliedstaaten haben bis 2025 Systeme zur getrennten Sammlung von Alttextilien einzurichten. Alttextilien sollen wiederverwendet oder recycelt werden. Bis 2024 entscheidet die Europäische Kommission, ob auch Ziele für die Wiederverwendung und das Recycling von Textilabfällen festgelegt werden.

Aufkommen und Behandlung von Alttextilien in Österreich derzeit

Das Jahr 2018 gilt als Bezugsjahr für alle weiteren Berechnungen und Überlegungen. Das Österreichische Umweltbundesamt spricht in seinen ‚Materialien zum Bundes-Abfallwirtschaftsplan‘ aus 2022 unter ‚Aufkommen und Behandlung von Textilabfällen in Österreich‘ von rund 221.800 Tonnen Textilabfällen. Der überwiegende Anteil stammt aus privaten Haushalten (rund 135.000 Tonnen, 61%). Erfasst werden Textilabfälle zu rund 77% (70.700 Tonnen) in „gemischten Abfällen“. Diese werden laut UBA fast gänzlich thermisch behandelt.

Nur etwa 23% werden als „sortenreine“ Textilabfälle (rTA) erfasst. Davon sind etwa 88% „Stoff- und Gewebereste, Altkleider“, die unter der Abfallschlüsselnummer SN 58107 firmieren. Knapp 45.000 Tonnen Alttextilien SN 58107 wurden im Bezugsjahr 2018 getrennt gesammelt. Und zwar zu 57% von karitativen Organisationen, zu 31% in gewerblicher und zu 12% in kommunaler Sammlung.

Rund 16.000 Tonnen unterliefen in Österreich einer Vorbereitung zur Wiederverwendung. Diese mündete für 6.600 Tonnen Alttextilien in tatsächliche Wiederverwendung, für 9.400 Tonnen in stoffliche Verwertung (Produktion von Putzlappen, Dämmstoffen etc.). 3.600 Tonnen stark verschmutzte Textilien wurden in Österreich thermisch verwertet. Knapp 23.000 Tonnen reisten ins Ausland. Das Umweltbundesamt geht davon aus, dass davon 15.400 wieder verwendet, 5.300 stofflich verwertet und der Rest thermisch behandelt wurde. Etwa 2.000 Tonnen werden nicht erklärt.

Das ist ein eher ernüchterndes Bild und noch wenig kreislaufwirtschaftlich. Was müssen wir tun, um mehr Alttextilien wieder zu verwenden oder stofflich zu verwerten? Welche Potentiale gibt es dabei für österreichische Unternehmen?

Wir haben dazu eine Expertin gefragt: Das Interview mit Dipl. HTL Ing. Helene Melnitzky vom Institut für Ökologie, Technik und Innovation GmbH lesen Sie nächste Woche!

[1] BGBL Nr. 200/2021

[2] Quelle: Kreislaufwirtschaftsstrategie der österreichischen Bundesregierung

Photo by Ethan Bodnar on Unsplash

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